Disco

ist eine Stilrichtung der Popmusik, die um 1975 zu einem eigenständigen Musikgenre wurde. Texte, Melodie und oft auch der Gesang treten bei Disco-Musik in den Hintergrund; Tanzbarkeit, Groove, ein Beat von etwa 120 bis 130 Schlägen pro Minute (bpm) und der Mix stehen im Vordergrund. Die Blütezeit der Disco-Musik war zwischen 1976 und 1979, sie war prägend für die Mode, den Zeitgeist und das Lebensgefühl dieser Jahre. Die etwa seit 1980 entstandenen Disco-Stile können zur Elektronischen Tanzmusik gezählt werden.

Disco und Discothäque

Das Wort Disco ist das Kurzwort für Discothäque, das im Französischen um 1941 erstmalig in der Umgangssprache auftauchte. Sprach man von einer Discothäque, so meinte man einen Nachtclub, in dem die Musik von Schallplatten anstatt von einer Band auf der Bühne kam. Bei dem Wort handelt es sich um ein Determinativkompositum aus engl. disk ("Schallplatte") und griech. thäkä ("Behältnis") und bezeichnete ursprünglich ein Behältnis, in dem Platten aufbewahrt werden. (siehe auch Begriff "Diskothek")

Entstehungsgeschichte

Vom Soul zum Underground-Disco

In den 1960er Jahren wurden besonders in den USA Diskotheken populär. Hier hörten junge Leute vor allem die tanzbare und eingängige Soul-Musik und Funk. In den späten 1960ern entwickelte sich ein weicher, opulent arrangierter Soul-Unterstil namens Phillysound (nach der Stadt Philadelphia, wo diese Stilrichtung produziert wurde.) Daraus entwickelte sich in den frühen 70ern in Verbindung mit Einflüssen aus anderen Genres der Musikstil Disco. Er war zunächst im Underground, bei afroamerikanischem und homosexuellem Publikum in US-amerikanischen Großstädten populär.

In den Mainstream

Die Verknüpfung mit massentauglichen Refrains machte den Disco-Sound allmählich auch für das Mainstream-Radio interessant und er verlor seinen subkulturellen Charakter. So schafften zwischen 1974 und 1975 die ersten Disco-Hits den Sprung in die Charts: Rock Your Baby von George McCrae (1974 die meist verkaufte Single in Deutschland), Kung Fu Fighting von Carl Douglas (1974) oder Shame, Shame, Shame von Shirley & Company (1975).

Als die Plattenfirmen das kommerzielle Potenzial erkannten, begann man, Platten speziell für Discotheken zu produzieren. In Europa begann 1976 der Erfolgsweg von Boney M mit Daddy Cool. Der "Munich-Sound" - geprägt durch die Dominanz von Violinklängen zu sich ständig wiederholenden Refrains - brachte Welthits wie "Love To Love You Baby" von Donna Summer, "Fly, Robin, Fly" und "Get Up And Boogie" des Mädchentrios Silver Convention hervor. Die Beliebtheit gipfelte in der Disco Ära von 1977 bis 1980, auf die auch der Film Saturday Night Fever (1977) Bezug nimmt. Die Handlung des Films entsprach in etwa dem Lebensgefühl der Disco-Generation: Wie tanze ich in der Discothek so, dass jeder auf mich aufmerksam wird?

Nur wenigen Künstlern gelang es, als Star der Disco-Welle über das Genre hinaus eine lang anhaltende Karriere aufzubauen: Donna Summer wurde ebenso wie Barry White ein Weltstar. Die Bee Gees schafften mit dem Disco-Sound ein sehr erfolgreiches Comeback und waren auch maßgeblich am Erfolg des Saturday Night Fever-Albums beteiligt. Jedoch konnten die Bee Gees sich selber produzieren, eine Tatsache, die besonders in der Disco-Ära wichtig war. Selten zuvor hatten Produzenten bessere Chancen, selber zu Stars zu werden: Giorgio Moroder, der Stars wie Donna Summer, The Three Degrees und Blondie produzierte und Frank Farian, der beispielsweise für Boney M verantwortlich zeichnete, zählten zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Disco-Ära in den 70ern, Dieter Bohlen war mit Modern Talking, Bonnie Tyler oder Marianne Rosenberg und vielen anderen ebenfalls bis Ende der 1980er überaus erfolgreich.

Einflüsse auf Pop- und Rockmusiker der 1970er Jahren

Auch unzählige Pop- und Rockstars wie The Rolling Stones, Rod Stewart, Queen, Electric Light Orchestra und Cher gaben ihren Songs eine discoartige Note. Inflationär weitete sich der Disco-Beat in fast alle Genres aus, selbst Country-Künstler wie Dolly Parton oder Hard-Rock-Gruppen wie Kiss übernahmen den Disco-Beat und konnten damit mehr oder weniger große Erfolge feiern.

Umgekehrt coverten zahlreiche Discoformationen Rock- und Popklassiker, etwa Neil Youngs "Heart Of Gold" (Boney M.), Los Bravos' "Black Is Black" (Belle Epoque) oder sogar Beethovens 5te ("A Fifth Of Beethoben", Walter Murphy).

Einfluss auf neue Stilrichtungen seit den 1970er Jahren

Die Disco-Welle beeinflusste auch in den 1980er Jahren weiter die Musik, unter anderem im House und Hi-NRG mit verstärkt elektronischer Instrumentalisierung und Verwendung von Samples. Während sich in Europa in den 80er Jahren Euro Disco und Italo Disco entwickelte, die mehr dem Synthie Pop als dem Soul und Funk der 70er Jahre entstammen, wurde vor allem in den USA R&B wieder populär. Aus diesen Stilen hat sich dann auch ein Teil der Dance-Musik entwickelt. Mit der eigentlichen Discomusik aus den 70er Jahren hat vor allem House eine engere musikalische Verwandtschaft.

Heute wird Discomusik meist umgangssprachlich generell für tanzbare Musikstile elektronischen Ursprungs, die in Discotheken gespielt werden verwendet. Disco-Musik prägte auch die Punkmusik, die sich mit aller Macht gegen die Disco-Musik stellte. Siehe Pogo.

Stil und Instrumentation

Typische Instrumente der Discomusik sind die rhythmische Gitarre, die Bassgitarre, das Klavier und Keyboards. Zum unverwechselbaren Discosound gehören auch Streicher wie Violine, Cello oder Harfe, Blasinstrumente wie Trompete, Saxophon, Klarinette oder Flöte und das Schlagzeug. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die damals aufkommenden elektronischen Modelle, die sogeannten E-Drums. Typisch für viele Disco-Nummern ist der 4/4-Takt, der 1/8-Schlag des Hi Hat und der intensive Basslauf mit häufig synkopierenden, also gegen den Grundtakt laufenden Schlägen.

Der 1/8-Takt wird oft von anderen Instrumenten wie der rhythmischen Gitarre unterstützt, wobei Lead-Gitarren selten sind. Häufig werden die anderen Instrumente nur andeutend verwendet, oft gegen den Grundtakt. Selten wird nur bei der Verwendung von Synthesizern als Ersatz für die Gitarre im Takt gespielt.

Der stilistische orchestrale Stil der Disco-Musik entsteht vor allem durch die zahlreiche Verwendung von linearen Streicher- und Hornelementen in Verbindung mit ansteigenden und nachhallenden Gesängen oder durch lange instrumentale Zwischenstücke, die eine "Wall of Sound" entstehen lassen. In den späten 1970ern, als der Discosound sich verselbstständigte und zahlreiche One Hit Wonder hervorbrachte, entstand, Wegbereiter war die Gruppe Chic, ein minimalistischerer Discosound mit transparenterer und verringerter Instrumentation.

Vertreter der klassischen Disco-Musik

Projekte und Interpreten

* A Taste of Honey
* Amanda Lear
* Boney M.
* Chic
* Dan Hartman
* Supermax
* Sylvester
* Donna Summer
* Hot Chocolate
* KC & The Sunshine Band
* Gloria Gaynor
* Carl Douglas
* Sheila B. Devotion
* Silver Convention
* Baccara
* Village People
* Tina Charles
* Van McCoy
* Lipps Inc.
* Santa Esmeralda
* Patrick Juvet
* Sister Sledge
* Ritchie Family

aus dem Philly-Sound kommend

* The O'Jays
* The Three Degrees

aus dem Soul und Funk kommend

* Earth, Wind & Fire
* Barry White
* The Trammps
* The Whispers
* Thelma Houston
* Kool & The Gang
* Bar Kays
* Billy Ocean
* James Brown
* Commodores
* Pointer Sisters
* Detroit Emeralds
* Diana Ross
* Sly & the Family Stone
* Tavares
* Supermax

aus dem Jazz kommend

* George Benson
* Ramsey Lewis
* Roy Ayers

aus der Pop- oder Rock-Musik weiterentwickelt

* ABBA
* Bee Gees
* Blondie
* ELO (Electric Light Orchestra)
* Kiss
* Rod Stewart
* The Four Seasons
* The Rolling Stones

Neo Disco

* Jamiroquai
* Scissor Sisters
* Daft Punk

nicht zugeordnet

* Bonnie Pointer
* Crown Heights Affair
* Grace Jones
* Jeffrey Osborne
* Luisa Fernandez
* Romy Haag
* The Jackson Five
* The Real Thing

Siehe auch

* Disco House

Literatur

* Alan Jones, Jussi Kantonen: Saturday Night Forever - The Story Of Disco. Mainstream Publishing, 1999
* Kitty Hanson: Disco-Fieber. Heyne, 1979
* Andy Blackford: Disco Dancing Tonight. Octopus Books, 1979

Weblinks

* Discomuseum
* "Your Disco needs You"-Story - Streifzug durch das Genre mittels eines fiktiven Samplers

Bibliografische Angaben für "Disco (Musik)"

* Seitentitel: Disco (Musik)
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Artikel Disco (Musik). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. August 2007, 12:25 UTC. URL: de.wikipedia.org/w/index.php (Abgerufen: 13. August 2007, 22:10 UTC)